Klaus Spiess/ Lucie Strecker/ Salka Rosengren

Klaus Spiess ist in Innerer Medizin und psychoanalytischer Psychosomatik spezialisiert. Er forscht medizinanthropologisch in Indonesien, dem Jemen und Neuguinea und arbeitet dort mit Theater als aufdeckendem Verfahren. Er ist zurzeit am Zentrum für Public Health/Arts and Humanities an der Medizinischen Universität Wien als assoziierter Professor tätig. Lucie Strecker graduierte an der Kunsthochschule Berlin und dem Max-Reinhardt-Seminar Wien. Ihre Inszenierungen thematisieren das Verhältnis von Körper und Sprache sowie Bild und Performance. Sie hatte Austellungen, Inszenierungen und Gastspiele u.a. in der Bundeskunsthalle Bonn, Schauspielhaus Dortmund und Tanzquartier Wien. Salka Rosengren graduierte am P.A.R.T.S. in Brüssel. Seitdem zeigte sie zahlreiche Tanzperformances an europäischen Häusern und bei Festivals, u.a. Impulstanz Wien, Kaaitheater Brüssel, HAU 3 Berlin und Brokke Grond in Amsterdam. Zuletzt arbeitete sie mit Daniel Linehan.

Wettbewerbsbeitrag: Fictional Offender

Klaus Spiess (Idee und Konzept) und Lucie Strecker (Regie) begeben sich auf eine Zeitreise durch einen unter medizinischer Signifikation scheinbar gezähmten Körper. Sie entwerfen für Salka Rosengren (Performerin) sechs Szenen rund um einen infizierten Lymphknoten. Die Szenen knüpfen an Richard Fleischers’ Film Fantastic Voyage, Ausführungen der Immunologin Polly Matzinger, Lymphknoten Self-Exam-Web-Shows sowie Kommentare zu immunologischen Themen auf YouTube an. Die aufgegriffenen Bild- und Erzählmuster sind mit dem immunologischen Mythos des Eindringens und Abwehrens verbunden, verweisen aber auch auf Territorialpolitik und generell auf „ein neues Dispositiv der Macht, das sich im Zeitalter der Globalisierung ausgebildet hat und dessen metaphorischer Kern infection heißt“ (Philipp Sarasin). Lucie Strecker und Klaus Spiess greifen dieses Machtdispositiv auf, indem sie die Richtung des Eindringens über die Zeit wiederholt von Außen nach Innen zu Innen nach Außen wechseln lassen. Sie stellen dem Richtungswechsel ein Begehren der Körper zur Seite, entlang der schwer bestimmbaren Nähe der Medien. Damit tönen die Kommandos der Lymphknoten-Showmasterin vorübergehend etwas leiser.

Die Lecture Performance „Fictional Offender“ wurde koproduziert von der Medizinischen Universität Wien/Zentrum für Public Health und Tanzquartier Wien/Stückwerk 2011.